„Schatz, wir bauen ein Kleinwasserkraftwerk“ - Familie Schedlberger im Gespräch
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Seit 2016 produziert das Kleinwasserkraftwerk von Franz und Birgit Schedlberger sauberen Strom für Oberösterreich. Mit der Finanzierung durch das Umweltcenter Gunskirchen konnte dieses Projekt in die Realität umgesetzt werden und zeigt nachhaltige Erfolge. Mit 1,6 GWh Strom pro Jahr können rund 500 Haushalte mit Energie versorgt werden. Ein adäquater Fisch Auf- und Abstieg sorgt für die nötige Überwindbarkeit des Kraftwerks. Dabei fließt das Wasser mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 14 Kubikmeter pro Sekunde durch das Kraftwerk. Lesen Sie in diesem Interview, warum sich Herr und Frau Schedlberger für die Investition in den Bau eines Kleinwasserkraftwerks entschieden haben und welche Hürden sie dabei erfolgreich bewältigt haben.
Es kommt wohl den wenigsten von uns in den Sinn, ein Wasserkraftwerk bauen zu wollen. Was hat sie beide dazu bewogen, tatsächlich ein eigenes Kleinwasserkraftwerk zu errichten?
Franz Schedlberger: Schon seit Kindheitstagen bin ich vom Wasser fasziniert und technisch sehr interessiert. Für mich ist der Bau des Kleinwasserkraftwerks die Erfüllung eines Kindheitstraums. Es hat mich schon immer interessiert, wie die Dinge funktionieren. Als gelernter Elektriker und Schlosser bringe ich viel Wissen mit, das für den Bau eines solchen Projekts erforderlich ist und somit lag es schließlich für mich auch beruflich auf der Hand.
Birgit Schedlberger: Franz konnte sich beim Bau richtig verwirklichen. Er war nicht nur bei der Planung immer live dabei, sondern hat auch beim Bau mit angepackt. Toll ist es für uns, dass wir durch diese nachhaltige Investition auch aktiv die Umwelt schützen und sauberen Strom produzieren.
Was ist besonders an Ihrem Kleinwasserkraftwerk?
Franz Schedlberger: In unserem Kraftwerk schaffen wir mit der doppelt gesteuerten Kaplan-Turbine und den neuen Horizontalrechen eine Verbindung aus alter & neuer Technik. Die neuen Horizontalrechen schützen den Fischbestand, des Weiteren können wir mittlerweile die Strömungslehre des Wassers schon genau berücksichtigen und das Geschiebe deutlich verbessern. Das heißt, dass die Ablagerungen des Flusses so optimal weitergeführt werden können. Hätten wir unser Kleinwasserkraftwerk nicht errichtet, wäre auf den Steuerzahler einiges an Kosten zugekommen. Denn laut EU-Gesetz musste an dieser Stelle ein Fischauf- und Abstieg plus Geschiebeweiterführung gebaut werden. Jetzt erzeugen wir zusätzlich noch sauberen Strom.
Der Bau eines Kleinwasserkraftwerks ist wohl relativ komplex. Worauf muss man bei der Errichtung besonders achten? Welche Hürden gibt es dabei zu bedenken und zu berücksichtigen?
Franz Schedlberger: Der Bau eines Kleinwasserkraftwerks ist relativ kostspielig und zeitintensiv. Man ist mit diversen Risiken konfrontiert, neben dem Baurisiko ist die rechtliche Lage die größte Unsicherheit. Bei manchen Entscheidungen muss man einfach auf seinen Hausverstand hören, wenn die Spielregeln noch nicht genau definiert sind. Abgesehen davon, muss man unbedingt den Fluss kennen. Hochwassersicherheit ist ein wichtiges Thema. Die Ager führt beispielsweise bei Hochwasser bis zu 500 Kubikmeter Wasser, im Normalfall sind es durchschnittlich lediglich 30 Kubikmeter pro Sekunde.
Birgit Schedlberger: Für mich war besonders die Einreichung ein schwieriges Thema. Eine Vorlaufzeit von drei bis fünf Jahren bis zur Bewilligung ist eine lange Zeit in der natürlich auch schon Kosten anfallen.
Apropos Kosten. Der Bau eines Kleinwasserkraftwerks ist doch auch durchaus kostenintensiv. Gibt es für ein solches Projekt Förderungen?
Birgit Schedlberger: Wir haben eine ÖMAG-Förderung für 13 Jahre. Ebenso gibt es Förderungen für den Bau von Fischwanderhilfen.
Wie fällt Ihr Resümee nach zwei Jahren aus? Würden sie mit allen Erfahrungen, die Sie gemacht haben, noch einmal ein Kleinwasserkraftwerk bauen?
Franz Schedlberger: Wir sind im Großen und Ganzen sehr zufrieden. Unser Kleinwasserkraftwerk verursacht zwar mehr Arbeit als ursprünglich angenommen; besonders die Wartung, wir sind jedoch immer noch überzeugt davon, dass es eine tolle Investition ist. Zudem leisten wir damit einen relevanten Beitrag zur Erhaltung unserer Umwelt, was uns ebenfalls am Herzen liegt.
Heißt das, Sie planen den Bau eines zweiten Kraftwerks?
Franz Schedlberger: Geplant ist derzeit noch nichts Konkretes, wir sind jedoch durchaus offen für Neues.
Und wie denken sie, sieht die Zukunft der Kleinwasserkraftwerke in Österreich aus? Was wünschen Sie sich von der Politik?
Franz Schedlberger: Ich gehe davon aus, dass die kleineren Kleinwasserkraftwerke aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen, Bürokratie und finanziellen Aufwendungen für daraus resultierende Umbaumaßnahmen in Zukunft nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können und „aussterben“. In unserem Fall sind ca. ein Drittel der Baukosten rückzuführen auf Behördenaufwendungen. Von der Politik wünsche ich mir ganz klar Rechtssicherheit. Es ist unheimlich schwierig, ein Kraftwerk zu planen, umzusetzen oder zu betreiben, wenn nicht klar ist, nach welchen Spielregeln man spielt bzw. diese sich laufend ändern. Natürlich wäre ein kalkulierbarer Marktpreis auch hilfreich.
Birgit Schedlberger: Mein Herzenswunsch an die Politik ist die Vereinfachung der Behördengänge. Der Bürokratismus ist unvorstellbar.
Was raten Sie Menschen, die ein ähnliches Projekt planen?
Franz Schedlberger: Das Wichtigste ist es, sich vorab wirklich gut zu informieren und auch mit mehreren Kraftwerksbetreibern im Vorfeld zu sprechen. In der derzeitigen Lage gibt es keine wirkliche Rechtssicherheit. Umso wichtiger ist es, sich für Überraschungen zu wappnen und finanziell gut abgesichert zu sein. Das Umweltcenter war in dieser Hinsicht ein verlässlicher Partner für uns.
Weiterführende Links: Hydrographischer Dienst: http://hydro.ooe.gv.at/#Startseite
Fotos: Familie Schedlberger